Neubau der Gesamtschule Wasseramselweg mit Mehrfachsporthalle in Köln-Vogelsang

Projektbeschreibung

Die Friedrich Wassermann Projektentwicklung hat bereits eine ganze Reihe von Bildungseinrichtungen wie zum Beispiel die Aktive Schule Köln 1+2, die Interimsschule Snake sowie eine Vielzahl von Kindertageseinrichtungen projektiert. Die jüngste Bildungseinrichtung ist die mit Abstand größte: eine sechszügige Gesamtschule für die Stadt Köln mit einer Dreifach- und Einfachsporthalle. Die Stadt Köln hat die inzwischen im Bau befindlichen Neubauten im Rahmen eines europaweiten Vergabeverfahrens im Februar 2021 angemietet.

Eine besondere Herausforderung dieses Vorhaben stellt der enorme Zeitdruck für die Projektierung und den Bau bei zugleich sehr hohem baukulturellem Qualitätsanspruch dar. Denn bereits zum Schuljahr 2024/25 muss der Schulbetrieb, der derzeit im Interimsgebäude Snake stattfindet, in den neuen endgültigen Gesamtschul-Komplex überführt werden. Im Zuge ihres kontinuierlichen Aufbaus wird die Gesamtschule Wasseramselweg (sechs Züge Sekundarstufe 1, fünf Züge Sekundarstufe 2) dann Lernort für rund 1.300 Schüler sein.

Auslobung und Verfahren

Europaweites Vergabeverfahren: Angesichts des hohen Bedarfs an Gesamtplätzen hatte die Stadt Köln die Errichtung einer neuen Gesamtschule in den Stadtbezirken Köln Lindenthal oder Ehrenfeld auf einem vom Bewerber bereitzustellenden Grundstück in einem europaweiten Vergabeverfahren ausgelobt.

Den Projektentwicklern von Friedrich Wassermann schien ein weitgehend unbebautes Grundstück im Eigentum eines Schwesterunternehmens hierfür möglicherweise geeignet. Es liegt an der Nahstelle zwischen den Stadtbezirken Lindenthal und Ehrenfeld im Stadtteil Vogelsang.

Machbarkeitsstudie: Aufgrund des ungewöhnlichen Zuschnitts der Fläche in einer „r-Form“ sollte aber erst eine Machbarkeitsstudie die grundsätzliche Tauglichkeit für einen auch städtebaulich durchdachten Schulcampus nachweisen. Die von den Projektentwicklern in Kooperation mit der Architektin Claudia Kister erstellte Studie bestätigte die Machbarkeit und gab somit grünes Licht für die Bewerbung bei der europaweiten Ausschreibung des Vorhabens.

Der Standort
Die Machbarkeitsstudie

Mehrfachbeauftragung: Um eine hohe städtebauliche und architektonische Qualität des geplanten Vorhabens sicherzustellen, entschieden sich die Projektentwickler zunächst in eigener Regie eine Mehrfachbeauftragung durchzuführen – ohne dass dies von der Stadt Köln als Ausloberin vorgegeben war.

Aufgefordert wurden die vier Büros Astoc mit Halfmann Architekten, Trinkt+Kreuder d.n.a, Dohle+Lose-Architekten sowie v-architekten. Von den vorgelegten vier Entwürfen überzeugte das städtebaulich sehr durchdachte Konzept von v-architekten am besten. Die weitere Ausarbeitung des ausgewählten Entwurfs gemäß den Auslobungskriterien der Stadt Köln bildete sodann die Grundlage für das finale Angebot der Friedrich Wassermann Projektentwicklung an die Stadt Köln.

Zuschlag und neuer Projektpartner: Nach Erteilung des Zuschlags für die Errichtung der Gesamtschule mit Mehrfachsporthalle im Februar 2021 holte Friedrich Wassermann, auch aufgrund der Dimension des Vorhaben, einen großen und ebenfalls im Schulbau sehr erfahrenen Partner mit ins Boot: die Goldbeck West GmbH. Die weitere gemeinsame Projektierung und Planung konnte mit Hochdruck beginnen, denn die Vorgabe, den Schulbetrieb bereits zum Schuljahr 2024/25 zu starten, war und ist ambitioniert.

Bebauungsplan und Verkehrskonzept: Aufgrund dieses engen Zeitplans war es nach erfolgten Zuschlag und damit der Festlegung des Standortes für den Schulcampus vordringlich, in kurzer Zeit den Bebauungsplan zu ändern und dafür neben einer Vielzahl von Fachgutachten vor allem ein tragfähiges Verkehrskonzept auszuarbeiten. Diese Verfahren der Stadt Köln haben die Projektentwickler intensiv begleitet und unterstützt, so dass schon Ende 2021 das Planungsrecht vorlag. Um den Zeitplan einzuhalten, erfolgte parallel dazu die Genehmigungsplanung.

Planungskonzept

Das Büro v-architekten situiert die Gesamtschule als Auftakt und zur Adressbildung des Campus an einem neuen Platz – dem Wasseramselplatz. Dieser bietet zugleich Freiraum für die Bewegungsströme der Schule. Leitbild des pädagogisch-räumlichen Konzepts ist die Schule als lebendiger Organismus, als „kleine Stadt in der Stadt“. Funktionale Clustereinheiten, die die Lerneinheiten aufnehmen und als 3-4 geschossige Häuser ausgestaltet sind, gliedern sich alternierend mit Innenhöfen, entlang einer linearen ‚Schulstraße‘ an.

Im Norden – zum Landschaftsraum hin – entsteht eine großzügige Freifläche für Pause und Sport. Die Mehrfach-Sporthalle bildet im Nordosten den Abschluss des Schulcampus. Sie besteht aus einer Dreifach- und einer Einfach-Sporthalle und wird neben dem Schulsport auch dem Kölner Vereinssport neuen Raum für Training und Wettbewerb bieten. In der barrierefreien Sportstätte können künftig zum Beispiel die Rollstuhl-Baskets der Cologne 99ers ihre Fans auf den über 400 Tribünenplätzen begeistern.

Die Mehrfach-Sporthalle wird bereits zu Beginn des Schuljahres 2022/23 wird fertiggestellt sein. Die vorgezogene Realisierung eröffnet der Stadt Köln die Möglichkeit, einen fast unterbrechungsfreien Sportunterricht für die Schülerinnen und Schüler der benachbarten Interimsschule sicherzustellen – auch nach Abbruch einer hierfür temporär genutzten Tennishalle, die dem Neubau der Gesamtschule weichen muss.

Nachhaltigkeit: Großen Wert haben die Projektentwickler und Planer auf die ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit gelegt. So werden die Gebäude im KfW 40 EE Standard ausgeführt. Die Beheizung zum Beispiel erfolgt mittels Wärmepumpe und eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der Sporthalle deckt einen wesentlichen Teil des Strombedarfs. Mit dem Neubauprojekt wird darüber hinaus eine Brachfläche auf einer wiederverfüllten ehemaligen Kiesgrube nachhaltig revitalisiert. Eine DGNB Zertifizierung in Platin ist angestrebt.

Statement des Architekten

„Auf einem bumerangförmigen Grundstück verbindet eine zeitgemäße Clusterschule den neuen Wasseramselplatz mit dem nördlichen Naturschutzgebiet. Das Bauvolumen wird als „kleine Stadt in der Stadt“ in 3-4 geschossige ablesbare „Häuser" gegliedert und entlang einer „Schulstraße" organisiert. Die rhythmisch verteilten Innenhöfe belichten gleichzeitig die Cluster und die Schulstraße und ermöglichen spannungsreiche Blickbeziehungen.  Die Jahrgangs-Clusterforen sind um lichtdurchflutete Innenhöfe konzipiert und erhalten eigene Zugänge von der Schulstrasse aus. Die Klassenräume als „private Zimmer“ werden von den Clusterforen erschlossen und orientieren sich nach außen. Die Sporthalle erhält einen eigenen Eingang vom Schulhof zur Schule hin und ist zusätzlich über einen Fußweg vom Teichrohrsängerweg zu erreichen. Die große 3-Feld-Sporthalle mit 400 Zuschauerplätzen wird nach Süden hin großzügig verglast. Sportveranstaltungen können so öffentlich und bereits schon vom Teichrohrsängerweg wahrgenommen werden.“

www.v-architekten.com

Die Fakten
Projekt: Neubau der Gesamtschule Wasseramselweg mit Mehrfachsporthalle in Köln-Vogelsang
Bauherr: Hiba Grundbesitz GmbH & Co KG und Indigo Invest Gruppe
Projektentwicklung: Friedrich Wassermann Projektentwicklung GmbH
Architektur v-Architekten, Köln
Realisierung Goldbeck West GmbH und Friedrich Wassermann GmbH & Co. KG
Flächen:
Gesamtschule
BRI: 83.109 m³
BGF: 20.960 m²
NUF : 12.601 m²
Flächen:
Mehrfachsporthalle
BRI: 30.935 m³
BGF:3.861 m²
NUF: 2.514 m²
Projektierungszeit: 2017-2024
Projektierungsleistungen im Detail
  • Erstellung einer Machbarkeitsstudie
  • Durchführung einer Mehrfachbeauftragung mit vier Architekturbüros
  • Angebotserstellung
  • Begleitung des Bebauungsplanverfahrens
  • Mietvertragsverhandlungen
Baufortschritt im Video

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